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Dall'Inferno al Paradiso (2012)

Eine Reise durch die lichten weltlichen Seiten der Renaissancemusik in Europa

Hexenverbrennung, Pest, Krieg, Bartholomäusnacht, Judenpogrome; Enthaupten, Vierteilen, Rädern, Ertränken – die Liste der Grausamkeiten, die die Menschen der Renaissance erlebten, ist so lang wie die der Foltermethoden. Denn die Verbindung mit dem Mittelalter war noch allgegenwärtig.
Aber auch Visionen des Paradieses hatten die Menschen stets vor Augen: Sie zeigen sich in Bildern der Madonna mit weichem Antlitz und fließendem Haar; der Venus, aus dem Meeresschaum geboren, tanzend bei Feuerwerksfesten im Florenz der Zünfte und Kaufleute oder bei Fasanenfesten am Hof zu Burgund.
Das Programm "Dall'Inferno al Paradiso" bietet eine Reise durch die lichten weltlichen Seiten der Renaissancemusik in Europa: Tenorlied und Quodlibet aus Deutschland, Chanson aus Frankreich, Song und Canzonet aus dem elisabethanischen England, Cancionero aus Spanien, Villanella und Madrigal aus Italien. Es darf gesungen und getanzt werden! Im heiteren Wechsel erklingen Vokal- und Instrumentalmusik in Tutti, Soli und kleinen Besetzungen. Sie tragen fort in jenes erträumte Paradies des Wohlklangs und der proportionierten Schönheit. Kleine Momente des Infernos in Musik, Masken und Darstellungen tauchen auf – als Reminiszenzen an die finsteren Seiten jener hoffnungsfrohen Epoche.
Zwanzig Jahre Gemischter Saarbrücker Damenchor - dieses Jubiläum feiern wir musizierend mit einem Instrumentalensemble im Stil des englischen "broken consorts". Mal im gemeinsamen Spiel mit Gesangspartien, mal losgelöst von der vokalen Vorlage mit eigens geschaffenen Kompositionen, erklingen Instrumente aus verschiedenen Familien. So entsteht ein differenzierter Gesamtklang – im Bühnenauftritt des Chores mit feinem Pinselstrich untermalt in den Farben, Bewegungen und Bildern der Renaissance.

Programmfolge

  1. Toccata und Ritornello, Instrumental, Claudio Monteverdi
  2. Now is the month of maying, Chor, Thomas Morley
  3. Matona mia cara, Chor, Orlando di Lasso
  4. Come again, Chor, John Dowland
  5. Tanzen und Springen, Chor, Hans Leo Haßler
  6. Salterelle, Instrumental, Tilmann Susato
  7. O che bon echo, Chor, Orlando di Lasso
  8. El grillo, Chor, Josquin des Prés
  9. Hört, was sich hat zutragen, Chor, Leonhard Lechner
  10. Quand mon mar,i Kammerensemble, Orlando di Lasso
  11. Je ne veux plus, Chor, Jacques Arcadelt
  12. Recercada, Instrumental, Diego Ortiz
  13. Hija mia, mi querida, Solo: Nicole Trenz, Anonym, Sephardisch
  14. Pase el agoa, Chor, Anonym Spanien (früh. 16.Jdt.)
  15. Sinfonia, Instrumental, Salomon Rossi
  16. Si dolce è'l tormento, Solo: Louise Leisering, Claudio Monteverdi
  17. Il mio martir, Terzett: Brigitta Kilian-Cazangiu, Veronika Kabis, Louise Leisering, Claudio Monteverdi
  18. Ritornello, Instrumental, Claudio Monteverdi
  19. Vita de l'alma mia, Chor, Claudio Monteverdi
  20. Flow my tears – Diminutionen, Flöte, Jacob van Eyck
  21. Mille regretz, Kammerensemble, Josquin des Prés
  22. Flow my tears, Soli: Anne Teufel, Steffi Becker, John Dowland
  23. Passacaglia de la vita, Solo: Christine Buser, Stefano Landi
  24. La morte de la ragione, Instrumental, Anonym, Italien 16. Jh.
  25. Todos los bienes del mundo, Chor, Juan del Encina
  26. Señora de Hermosura, Chor, Juan del Encina
  27. Tres moças, Chor, Juan del Encina
  28. Aria sopra la Bergamesca, Instrumental, Marco Uccellini
  29. Ciaccona di Paradiso e dell'Inferno, Chor, Anonym

Die Komponisten: Stars der Renaissance

  • Jacques Arcadelt (1507 – 1568)
    Der niederländische Komponist und Kapellmeister wird in Lüttich, Flandern geboren. Er ist Schüler von Josquin des Prés, zieht in jungen Jahren nach Italien und freundet sich mit Michelangelo an. Er wird 1540 von Papst Paul III. als Sänger und Kapellmeister an die Sixtinische Kapelle berufen. Später lebt und arbeitet er in Paris.
  • John Dowland (1563 – 1626)
    "O Dowland, unversehens raubst Du meine Sinne, die Saiten, die Du zupfst, überwältigen mein Herz", schwärmt ein Zeitgenosse über die anrührende, melancholische Musik des englischen Komponisten und Lautenisten. Dowland wird schon zu Lebzeiten verehrt. Gleichwohl muss er 50 Jahre alt werden, bis er am Ziel seiner Träume ist und endlich als Lautenist an den englischen Hof bestellt wird. Zuvor führt ihn sein Weg von London nach Italien, Deutschland, Frankreich.
  • Juan del Encina (1468 - 1529)
    Der spanische Dramatiker, Musiker und Poet dient als Hofmusiker beim Herzog von Alba in Italien. Sein Liederbuch von 1496 enthält sowohl Theaterstücke als auch Kompositionen und poetische Abhandlungen.
  • Jacob van Eyck (1589 - 1657)
    Der von Geburt an blinde van Eyck bekleidet in Utrecht das Amt des Carilloneurs (Glockenspieler). Außerdem ist er ein berühmter Flötist. Das Repertoire, das er musiziert, lässt er in der Sammlung "Der Fluyten Lust-Hof" niederschreiben. Van Eyck setzt ganz auf populäre Volks-, Kunst- und Kirchenlieder und auf Tanzmusik.
  • Hans Leo Haßler (1554 - 1612)
    Haßler wird in Nürnberg geboren. Er studiert in Venedig und wirkt als Organist und Komponist u. a. in Augsburg. Seine kompositorische Vielfalt reicht vom protestantischen Choral über polyphone und mehrchörige Motetten bis hin zu "neuen deutschen Liedern" und italienischen Madrigalen.
  • Orlando di Lasso (1532 – 1594)
    Eigentlich Orlande de la sus (frz. "von dort oben", nämlich aus dem bergigen Mons im Hennegau). Er kommt schon als Chorknabe mit dem spanischen Vizekönig nach Italien und lernt dort die geistreiche Lebendigkeit der commedia dell'arte kennen. 1553 wird er Kapellmeister am Lateran in Rom, ab 1564 an der bayrischen Hofkapelle in München. Lassos Ruhm lockt viele Schüler nach München.
  • Stefano Landi (1587 - 1639)
    Er lebt in Rom als Harfenist, Gitarrist, Organist und Sänger, meist im Dienste der kulturbesessenen Familie Barberini. Er komponiert Opern, vertont Psalmen und hat große Erfolge mit seinen Libri di Arie: Sammlungen von Liedern zeitgenössischer Poeten.
  • Leonhard Lechner (1553 - 1606)
    Schon als Junge fällt er durch seine stimmlichen Qualitäten auf und kommt in die bayrische Kantorei nach Landshut, die von Orlando di Lasso geleitet wird. Später wird er Kantor an der Stiftskirche in Stuttgart. Seine Sammlung "Neue Teutsche Lieder" findet weite Verbreitung.
  • Claudio Monteverdi (1567 - 1643)
    Der italienische Komponist, Violaspieler und Sänger wird 1590 an den Hof des Herzogs Vincenzo Gonzaga nach Mantua bestellt. 1607 komponiert er eine der ersten Opern: "L'Orfeo". Sie ist auf Anhieb ein großer Erfolg. Später wird er Kapellmeister des Markusdoms in Venedig. Insbesondere seine acht Madrigalbücher zeigen den bedeutenden Schritt vom polyphonischen Stil der Renaissancemusik zum monodischen Stil des Barock.
  • Thomas Morley (1557 – 1612)
    Morley ist ein englischer Komponist, Musikwissenschaftler und Organist. Seine Stücke sind schon damals beliebt wegen ihres heiteren, ansprechenden Charakters. Sie sind noch heute sehr verbreitet. "Now is the month of maying" ist eines der bekanntesten englischen Madrigale.
  • Diego Ortiz (ca. 1510 – 1570)
    Der aus Toledo stammende Komponist gilt zu seiner Zeit als einer der bemerkenswertesten Gambisten und Meister in der Kunst der Variation. Er wirkt von 1553 an am vizeköniglichen Hof in Neapel. Er veröffentlicht sakrale Musik und eine bedeutende Abhandlung über das Spielen der Viola da gamba mit den schönsten Beispielen des in der Renaissance bekannten Repertoires für dieses Instrument.
  • Josquin des Prés (1440 - 1521)
    Der franko-flämische Komponist und Sänger beherrscht alle kompositorischen Techniken der Frührenaissance meisterhaft und gilt als bedeutendster Vertreter dieser Zeit. Er steht kulturhistorisch an der Schwelle des Überganges: mystisch-mittelalterliche Vorstellungen durchdringen sich mit dem Streben nach Individualität in der anbrechenden Renaissance.
    Salomon Rossi (ca. 1570 - 1630)
    Rossi stammt aus einer alten italienisch-jüdischen Familie in Mantua. Er schreibt geistliche Gesänge, Madrigale, Psalmen, Hymnen und ein Musikdrama namens "Maddalena". Monteverdi beruft ihn 1590 als Sänger und Violinisten an den herzoglichen Hof von Mantua.
  • Johann Hermann Schein (1586 - 1630)
    Schein studiert Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig und ist anschließend Musiklehrer in Weißenfels. Schein gilt als Mitbegründer des deutschen weltlichen Liedes. Von 1615 bis zu seinem Tod bekleidet er das Amt des Thomaskantors.
  • Tilmann Susato (ca. 1510 – 1570)
    Über Susato ist wenig Genaues bekannt. Ob er flämischer oder deutscher Herkunft ist, ist unklar. Er arbeitet als Komponist und Musiker und gründet den ersten niederländischen Musikverlag.
  • Marco Uccellini (1603 - 1680)
    Uccellini ist ein italienischer Violinist, Kapellmeister und Komponist. Er lebt überwiegend in Modena. Seine sämtlichen dort komponierten Opern und Ballettmusiken sind verschollen. Er ist ebenfalls ein wichtiger Komponist von Instrumentalmusik und hinterlässt mehr als 300 Werke.

Das Ensemble

Mechthild Blaumer – Barockvioline
Frank Brückner – Barockgitarre
Miriam Grapp – Blockflöten
Tomaso Iacolini – Laute
Marina Kavtaradze – Cembalo
Heidrun Mertes – Viola da Gamba

Ingo Fromm – Regie
Sabine Mann – Ausstattungsleitung

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