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Rosig färbt der Horizont sich... (1998)Frauen und das Frauenbild der zwanziger Jahre Frauen und das Frauenbild der zwanziger Jahre waren Ausgangspunkt für das Programm ‘Rosig färbt der Horizont sich...’. An der Art und Weise wie sie aktiv waren in Kunst und Politik, wie sie dargestellt wurden in Musik, Film, bildender Kunst und Literatur zeigt sich eine große gesellschaftliche Veränderung: die Zwanziger Jahre waren eine Zeit der Auf- und Umbrüche, eines neuen Selbstverständnisses von Frauen und ihrer Rolle in der Gesellschaft. Nur kurz dauerte allerdings die von uns so bewunderte Aufbruchstimmung: Arbeitslosigkeit, Weltwirtschaftskrise und Nationalsozialismus setzten auch den Träumen der Frauen klare Grenzen. Trotzdem: nach dem ersten Weltkrieg lockerte sich erst einmal die Moral. Marlene Dietrich konnte es wagen, sich rittlings auf einen Stuhl zu setzen und zu bekennen, dass sie von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt sei. Ganz in diesem Sinn erklärt der Chor, dass er ob blond, ob braun - alle Frauen liebt! Auf der Seifenblase eines kurzen Wirtschaftswunders tanzten findige Unternehmer, aber auch Schieber und Kriegsgewinnler. Die im Dunklen waren Arbeitslose, Kriegsversehrte, Witwen und Waisen. Von der Armut erzählt das ‘Lied vom bettelnden Kind mit den Schwefelhölzern’. Das ‘Stempellied’ der Arbeitslosen ist wieder sehr aktuell und in ‘Puttin on the Ritz’ wissen die Snobs der feinen Gesellschaft oder solche, die es gerne wären, sich zu präsentieren. Auf dem Tanzparkett waren der ‘Shimmy’und der ‘Cake-Walk’ der letzte Schrei. Hier zeigten sich deutlich afroamerikanische Einflüsse, die auch durch den Jazz - damals eine Musik für ganz Ausgeflippte - bestimmend wurden. ‘Shimmy’ bedeutet ‘Becken’ und ‘Sex’. Die Deutschen vereinnahmten das Wort und machten ‘Jimmy’ daraus, was die Herkunft des Tanzes unterstrich. Becken und Rumpf wurden isoliert rhythmisch geschüttelt. Diese Art sich zu bewegen widersprach dem traditionellen europäischen Tanz, bei dem sich - wie beim Walzer - Mann und Frau harmonisch gemeinsam drehen und wiegen. Nun tanzte jede auch allein und ‘machte, was sie wollte’, was obrigkeitsstaatlichem Denken und den traditionellen Tanzschulen ein Dorn im Auge sein musste. Die Tanzlehrer versuchten krampfhaft wilde Emotionen und hemmungslose Bewegungen zu bändigen und so mündete der Shimmy im Foxtrott und in Elementen anderer Standardtänze. Beim Cake-Walk haben sich ursprünglich die farbigen Sklaven auf den Plantagen der Südstaaten über ihre Herrschaften lustig gemacht. Ursprünglich wurde ein Strich auf den Boden gezogen oder ein Seil auf die Erde gelegt, und die Farbigen machten unter den anfeuernden Rufen ihrer Freunde ihre weißen Herren nach. Für die beste Darbietung erhielt der Gewinner ein Stück Kuchen - daher der Name ‘Cake-Walk’. Die Parodien gelangen offensichtlich so vorzüglich, dass die Herrschaften die grotesken Bewegungen übernahmen und begannen, sich ebenso zur Musik zu bewegen.
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